Grenzen überwinden | Dancing Images Production
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Grenzen überwinden

Planung Projektwoche „Durchblicke“
1. Projektidee
„Durchblicke“ ist der Titel einer Begegnungswoche zwischen SchülerInnen aus Eutin in Schleswig-Holstein und Rostock in Mecklenburg-Vorpommern an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dort, wo bis 1989 eine unüberwindbare Grenze Deutschland teilte, wollen die Jugendlichen auf Spurensuche nach der Geschichte gehen. Sie wollen die Geschichte der innerdeutschen Grenze verstehen, ihre Spuren aufsuchen, mit Zeitzeugen über diese Vergangenheit sprechen und herausbekommen, welche Folgen die Vergangenheit bis heute hat.
Der Titel „Durchblicke“ gilt im doppelten Sinne, zum einen wollen die Teilnehmenden historisch „durchblicken“, warum diese Grenze immer undurchdringlicher wurde und welche Folgen das für die Menschen auf beiden Seiten der ehemaligen innerdeutschen Grenze hatte. Was trieb die SED-Führung zu dieser Abriegelung und wie reagierte man darauf in Westdeutschland? Zum anderen wollen die Teilnehmenden politisch durchblicken, wie steht es 24 Jahre nach der Grenzöffnung um die deutsche Einheit, wie begegnen sich Ost- und Westdeutsche heute? Wie wirken die Verletzungen aus der Vergangenheit fort? Warum kommen wir auf dem Weg der inneren Einheit nur langsam voran, welche Vorurteile und Ängste hindern uns, mit dem jeweils „Anderen“ respektvoll und mitfühlend umzugehen? Und sie wollen sich die Frage stellen, wie können wir heute mit der Vergangenheit der innerdeutschen Grenze umgehen, um aus dieser Auseinandersetzung eine positive produktive Kraft zu entwickeln, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und im Gegenüber zu respektieren.
Die Geschichte der innerdeutschen Grenze ist ein Beispiel dafür, wie man aus einer schmerzhaften Vergangenheit eine verbindende zukunftsorientierte Kraft entwickelt, ohne die Vergangenheit zu ignorieren oder zu verschweigen. Die Idee vom „Grünen Band“ verwandelt den ehemaligen Todesstreifen in einen verbindenden Lebensstreifen zur Bewahrung einzigartiger Naturschätze und begründet damit auch ein Mahnmal gegen das Vergessen – das sogar im europäischen Maßstab, denn der „Eiserne Vorhang“ teilte Europa vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer.
2. Projektumsetzung und methodische Ansätze
Ausgangspunkt für das Projekt sind die Teilnehmenden selbst. Wie erleben sie den jeweils Anderen, wo sind die eigenen Grenzen und wie werden diese Grenzen im alltäglichen Leben wahrgenommen? Was passiert im Anderen, wenn wir seine Grenzen nicht respektieren, seine Menschenwürde verletzen? Es geht in dieser Woche also auch um einen Prozess des Selbstverstehens und um Einsichten über die Voraussetzungen von innerer Stärke und Respekt.
Das Projekt findet an einem historischen Ort statt: die ehemalige innerdeutsche Grenze. Hier entstand nach 1945 eine zunehmend hermetisch abgeriegelte Grenze, die zwei unterschiedliche politische Systeme – Diktatur und Demokratie -, aber auch Gesellschaftsentwürfe und militärische Großblöcke trennte. Das hatte Folgen für die Menschen in Ost- und Westdeutschland und gerade für die Einwohner des Grenzraums. Familien wurden auseinander gerissen, Wirtschaftliche Verbindungen unterbrochen. Auf der DDR-Seite etablierte die SED ein Herrschaftssystem, in dem politische Gegner und Unangepasste zu Staatsfeinden erklärt wurden, es wurde kontrolliert und diszipliniert: Zwangsausgesiedelte, verhaftete und getötete Flüchtlinge bekamen die Gewalt der Mächtigen zu spüren. Welche Spuren der Vergangenheit heute noch festzustellen sind, versuchen wir auf den Exkursionen durch das ehemalige Grenzgebiet, im Grenzhus in Schlagsdorf und in Gesprächen mit Zeitzeugen zu erfahren. Die Zeitzeugengespräche werden intensiv vor- und nachbereitet. Ihre Dokumentation und Auswertung bildet einen zentralen Punkt des Projektes.
Auf den Exkursionen durch den ehemaligen Grenzraum begegnen die Teilnehmenden der Gegenwart des Biosphärenreservats. Fachleute zeigen ihnen, was heute so beachtenswert an der Landschaft ist, welche Aufgaben das Biosphärenreservat erfüllt und warum der Naturschutz an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zugleich eine Mahnung gegen das Vergessen ist. Über das Medium der Fotografie werden sich die Teilnehmenden des Kontrastes zwischen Grenzvergangenheit und gegenwärtiger Landschaft bewusst. Sie suchen Standorte von historischen Aufnahmen auf und bringen über eigene Aufnahmen ihr heutiges Verhältnis zur Vergangenheit, ihre gegenwärtigen Wahrnehmungen und Gefühle beim Betrachten des Ortes zum Ausdruck.
Die methodischen Ansätze in der Projektwoche sind vielgestaltig und wechseln zwischen seminaristischen Sequenzen in Bildungsstätten, fachlich begleiteten Exkursionen und Zeitzeugengesprächen. Dabei geht es zu allererst um eine Selbstaktivierung der Teilnehmenden, um Selbstreflexion des eigenen Wahrnehmungen und Handlungsmuster im Umgang mit anderen und um das Gespräch zwischen den Generationen. Wie funktioniert Zuhören, was löst meine zugewandte Aufmerksamkeit im Anderen aus, wie gehen ich mit den persönlichen Erinnerungen eines Menschen um? Damit zielt das Projekt auf Geschichtserkenntnis als Voraussetzung für selbstverantwortliches Handeln in unserer demokratischen Gegenwartsgesellschaft und ist ein Beitrag zur Demokratiebildung.
Die Arbeit in der Projektgruppe wird filmisch dokumentiert und in einem 20-minütigen Film zum Thema „Durchblicke“ für die Präsentation der Projektergebnisse aufbereitet.
Arbeitsergebnisse: – Reflexionstexte zu den Zeitzeugeninterviews und der Projektwoche
– Fotos von den historischen Grenzorten und heutigen Überresten
– Dokumentation der Zeitzeugeninterviews
– Film über die Begegnungswoche

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