kontakt: jörg herrmann · fon 0381 4995340 mobil 0151-19030071 · mail jjherrmann@web.de
ca. 110 Min., 2020
Hohe Kunst auf's platte Land – Die Kunsthalle Rostock Filmtrailer from RABAUKE Filmproduktion on Vimeo.
Synopsis:
Was ist typisch für Norddeutschland? Bei dieser Frage assoziiert man nicht unbedingt Kunst und Kultur. Doch gerade hier, in Rostock, wurde 1969 im malerischen Parkgelände am Schwanenteich, inmitten der beschaulichen Naherholungsidylle des Stadtteils Reutershagen, eine Kunsthalle eröffnet. Dies moderne Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst war der erste Museums- und blieb der einzige Kunstmuseumsneubau in der untergegangenen DDR. Die Kunsthalle erwarb sich schnell einen guten, aber nicht unumstrittenen Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus, geriet in den 90er Jahren in einen Abwärtsstrudel – mehrmals stand das Haus kurz vor der Schließung – stieg dann 2009 wie ein Phönix aus der Asche und besitzt heute wieder eine beachtenswerte nationale und internationale Reputation.
Im Jahr 2019 feierte die Kunsthalle Rostock ihren fünfzigsten Geburtstag. Ein guter Anlass, um einerseits rückblickend Resümee über eine schon historische zu nennende Epoche zu ziehen und andererseits höchste Zeit, um noch die letzten Zeitzeugen der Anfangsjahre zu befragen. Dies hat sich gelohnt, denn der auf den ersten Blick unspektakulärer Bau hat es in sich. Die Kunsthalle Rostock steht zum einen exemplarisch für die Kunst- und Kulturpolitik der DDR, zum anderen für die Veränderungen, Chancen und Risiken während der Wendezeit (u.a. den deutsch-deutschen Bilderstreit), sowie für den aktuellen Kunstbetrieb. Sie hat auch bemerkenswerte Alleinstellungsmerkmale aufzuweisen – wo gibt es das schon, dass auf Ministerebene der Bau eines Ausstellungshauses beschlossen wird? Die hier stattfindenden Ostseebiennalen waren die einzige Ausstellung in der DDR, die regelmäßig zeitgenössische Strömungen der bildenden Kunst Nordeuropas präsentierte, in denen man neben Werken des „sozialistischen Realismus‘“ verpönte abstrakte Kunst begutachten konnte. Anhand der umfangreichen und qualitätsvollen Sammlung, untypisch für eine Kunsthalle, lässt sich ihre Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes bildlich nachvollziehen.
Da in einer Kunsthalle Kunst und Künstler die Hauptrolle spielen sollten, nehmen diese auch im Film einen bedeutenden Part ein. Was ist Kunst und was will Kunst – unterhalten, erbauen, anregen, provozieren oder Geldanlage sein? Diese und ähnliche Fragestellungen werden im Verlauf des Filmes aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet.
Buch & Regie
Jörg Herrmann
Kamera
Eddy Zimmermann
Thomas Simon
Schnitt
Jörg Herrmann
Endfertigung/Grading
Jan Klonowski
Protagonisten
(Direktoren)
Dr. Horst Zimmermann
Dr. Uwe Neumann
Dr. Klaus Tiedemann
Dr. Luise Hartmann
Dr. Heidrun Lorenzen
(Künstler)
Andreas Mühe
Dierk Engelken
Günther Uecker
Prof. Klaus Staeck
Maix Mayer
Matthias Wegehaupt
Michael Morgner
Norbert Bisky
Udo Rathke
(Galeristen, Kuratoren und weitere)
Heike Heilmann
Dr. Ulrich Ptak
Elke Neumann
Maik Buttler
Dr.Michaela Selling
Norbert Weber
Karl Schwind
Dramaturgische Beratung
Reinhard Günzler
Luftaufnahmen und Visuelle Effekte
Richard Jacobi
Grafik
Jan Schimmagk
Musik
Christian Kuzio
!The Same (Helmar Kreysig & Rex Joswig)
Sprecher
Rex Joswig
Anna Janine Woehrlin
mudu
Tonmischung
Moritz Busch
Produktion 2019/2020
Clip-Film- und Fernsehproduktion GmbH
Rabauke Filmproduktion
dancing image production / Jörg Herrmann
2014/2015, Länge: 45 Min., Regie, Kamera und Schnitt
2005, Einstürzenden Neubauten treffen auf Carl Orff, 60 Minuten
2006-2011, 48 Min., Dokumentation des Nachbaus eines Slawenschiffes
Videoclip für „Iron Hores“, 2009, Regie, Kamera, Schnitt
Planung Projektwoche „Durchblicke“
1. Projektidee
„Durchblicke“ ist der Titel einer Begegnungswoche zwischen SchülerInnen aus Eutin in Schleswig-Holstein und Rostock in Mecklenburg-Vorpommern an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dort, wo bis 1989 eine unüberwindbare Grenze Deutschland teilte, wollen die Jugendlichen auf Spurensuche nach der Geschichte gehen. Sie wollen die Geschichte der innerdeutschen Grenze verstehen, ihre Spuren aufsuchen, mit Zeitzeugen über diese Vergangenheit sprechen und herausbekommen, welche Folgen die Vergangenheit bis heute hat.
Der Titel „Durchblicke“ gilt im doppelten Sinne, zum einen wollen die Teilnehmenden historisch „durchblicken“, warum diese Grenze immer undurchdringlicher wurde und welche Folgen das für die Menschen auf beiden Seiten der ehemaligen innerdeutschen Grenze hatte. Was trieb die SED-Führung zu dieser Abriegelung und wie reagierte man darauf in Westdeutschland? Zum anderen wollen die Teilnehmenden politisch durchblicken, wie steht es 24 Jahre nach der Grenzöffnung um die deutsche Einheit, wie begegnen sich Ost- und Westdeutsche heute? Wie wirken die Verletzungen aus der Vergangenheit fort? Warum kommen wir auf dem Weg der inneren Einheit nur langsam voran, welche Vorurteile und Ängste hindern uns, mit dem jeweils „Anderen“ respektvoll und mitfühlend umzugehen? Und sie wollen sich die Frage stellen, wie können wir heute mit der Vergangenheit der innerdeutschen Grenze umgehen, um aus dieser Auseinandersetzung eine positive produktive Kraft zu entwickeln, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und im Gegenüber zu respektieren.
Die Geschichte der innerdeutschen Grenze ist ein Beispiel dafür, wie man aus einer schmerzhaften Vergangenheit eine verbindende zukunftsorientierte Kraft entwickelt, ohne die Vergangenheit zu ignorieren oder zu verschweigen. Die Idee vom „Grünen Band“ verwandelt den ehemaligen Todesstreifen in einen verbindenden Lebensstreifen zur Bewahrung einzigartiger Naturschätze und begründet damit auch ein Mahnmal gegen das Vergessen – das sogar im europäischen Maßstab, denn der „Eiserne Vorhang“ teilte Europa vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer.
2. Projektumsetzung und methodische Ansätze
Ausgangspunkt für das Projekt sind die Teilnehmenden selbst. Wie erleben sie den jeweils Anderen, wo sind die eigenen Grenzen und wie werden diese Grenzen im alltäglichen Leben wahrgenommen? Was passiert im Anderen, wenn wir seine Grenzen nicht respektieren, seine Menschenwürde verletzen? Es geht in dieser Woche also auch um einen Prozess des Selbstverstehens und um Einsichten über die Voraussetzungen von innerer Stärke und Respekt.
Das Projekt findet an einem historischen Ort statt: die ehemalige innerdeutsche Grenze. Hier entstand nach 1945 eine zunehmend hermetisch abgeriegelte Grenze, die zwei unterschiedliche politische Systeme – Diktatur und Demokratie -, aber auch Gesellschaftsentwürfe und militärische Großblöcke trennte. Das hatte Folgen für die Menschen in Ost- und Westdeutschland und gerade für die Einwohner des Grenzraums. Familien wurden auseinander gerissen, Wirtschaftliche Verbindungen unterbrochen. Auf der DDR-Seite etablierte die SED ein Herrschaftssystem, in dem politische Gegner und Unangepasste zu Staatsfeinden erklärt wurden, es wurde kontrolliert und diszipliniert: Zwangsausgesiedelte, verhaftete und getötete Flüchtlinge bekamen die Gewalt der Mächtigen zu spüren. Welche Spuren der Vergangenheit heute noch festzustellen sind, versuchen wir auf den Exkursionen durch das ehemalige Grenzgebiet, im Grenzhus in Schlagsdorf und in Gesprächen mit Zeitzeugen zu erfahren. Die Zeitzeugengespräche werden intensiv vor- und nachbereitet. Ihre Dokumentation und Auswertung bildet einen zentralen Punkt des Projektes.
Auf den Exkursionen durch den ehemaligen Grenzraum begegnen die Teilnehmenden der Gegenwart des Biosphärenreservats. Fachleute zeigen ihnen, was heute so beachtenswert an der Landschaft ist, welche Aufgaben das Biosphärenreservat erfüllt und warum der Naturschutz an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zugleich eine Mahnung gegen das Vergessen ist. Über das Medium der Fotografie werden sich die Teilnehmenden des Kontrastes zwischen Grenzvergangenheit und gegenwärtiger Landschaft bewusst. Sie suchen Standorte von historischen Aufnahmen auf und bringen über eigene Aufnahmen ihr heutiges Verhältnis zur Vergangenheit, ihre gegenwärtigen Wahrnehmungen und Gefühle beim Betrachten des Ortes zum Ausdruck.
Die methodischen Ansätze in der Projektwoche sind vielgestaltig und wechseln zwischen seminaristischen Sequenzen in Bildungsstätten, fachlich begleiteten Exkursionen und Zeitzeugengesprächen. Dabei geht es zu allererst um eine Selbstaktivierung der Teilnehmenden, um Selbstreflexion des eigenen Wahrnehmungen und Handlungsmuster im Umgang mit anderen und um das Gespräch zwischen den Generationen. Wie funktioniert Zuhören, was löst meine zugewandte Aufmerksamkeit im Anderen aus, wie gehen ich mit den persönlichen Erinnerungen eines Menschen um? Damit zielt das Projekt auf Geschichtserkenntnis als Voraussetzung für selbstverantwortliches Handeln in unserer demokratischen Gegenwartsgesellschaft und ist ein Beitrag zur Demokratiebildung.
Die Arbeit in der Projektgruppe wird filmisch dokumentiert und in einem 20-minütigen Film zum Thema „Durchblicke“ für die Präsentation der Projektergebnisse aufbereitet.
Arbeitsergebnisse: – Reflexionstexte zu den Zeitzeugeninterviews und der Projektwoche
– Fotos von den historischen Grenzorten und heutigen Überresten
– Dokumentation der Zeitzeugeninterviews
– Film über die Begegnungswoche
2000, 31 Minuten, Produktion, Regie und Schnitt
„Wind-Art“ (ein baltisches Kunstprojekt entsteht),
2012, Autor, Regie, Kamera und Schnitt, 30 Min.
Am 1. März 2013 um 19.00 Uhr veranstaltet die Kunsthalle Rostock im Rahmen der aktuellen Ausstellung „telling the baltic -Art Line Projekt“ eine Filmvorführung. Gezeigt wird der 30minütige künstlerische Dokumentarfilm „WIND ART“ des Rostocker Filmemachers Jörg Herrmann.
Der Filmemacher hat über einen längeren Zeitraum ein internationales Kunstprojekt im Ostseeraum begleitet. Innerhalb eines Wettbewerbes entwickeln polnische, schwedische und deutsche Künstler gemeinsam mit Architekten Installationen für den öffentlichen Raum. In der Wettbewerbsauslobung werden drei Standorte in Gdańsk, Kalmar und Rostock vorgegeben. Die Projekte sollen Schönheit und Kraft der Windenergie versinnbildlichen. Zwei Wettbewerbsgewinner, die Schwedische Künstlerin Monika Gora und die Rostocker Künstlergruppe SCHAUM, begleitet der Filmemacher Jörg Herrmann von der Ideenfindung bis zur Montage ihrer Installationen. Ein Mitglied der Wettbewerbsjury, der Rostocker Galerist Holger Stark, kommentiert die Entscheidung der Jury im Film.
Das Rostocker Büro Rotorwerk Project Services war im Auftrag des Betreibers der Kunstschule Frieda 23, der KARO gAG, für die Projektentwicklung zuständig. Gemeinsam mit der Stadt Kalmar in Schweden und der Stadt Gdańsk in Polen wurde der Realisierungswettbewerb durchgeführt.
Monika Gora hat für den Standort Rostock ihre moving Sculpture „In transition“ entwickelt. Gleichfalls erfolgreiche Wettbewerbsgewinner waren die Mitglieder der Rostocker Künstlergruppe SCHAUM. Sie installierten ihren „Windfinger“ 2012 in der schwedischen Stadt Kalmar.
Gesprächsrunde anlässlich der Filmaufführung in der Kunsthalle:
Jörg Herrmann, der Filmemacher
Tim Kellner und Marc W1353L von der Künstlergruppe SCHAUM
Dr. Kristina Koebe und Simone Briese von Rotorwerk Project Services
Moderation: Holger Stark von der Galerie wolkenbank
Eintritt 6,00 / 4,00 €
Für Getränke in einer gemütlichen Runde ist gesorgt. Im Anschluss zeigt Jörg Herrmann seinen 1998 entstandenen Kurzfilm „Kunstraumschiff MS Stubnitz“
Wir freuen uns auf Euer Kommen!
1. März, 19.00 Uhr
Kunsthalle Rostock
Hamburger Straße 40
„Der Traum vom Fliegen – Ernst Heinkel“ 2007, 43 Min., Autor, Regie, NDR
Guernica 1937. Am Nachmittag des 26. April erscheint ein Bomber am Himmel, steuert die kleine Stadt an und lässt seine tödliche Fracht fallen. Es ist eine „He 111“, ein Flieger aus den Heinkel-Werken. Gebaut in Rostock. Das Flugzeug bildete den Auftakt zur systematischen Bombardierung der Stadt durch ein ganzes Bombergeschwader. Hunderte Menschen starben. Doch der Tod kam nicht nur mit den Bomben, sondern auch aus den Maschinengewehren der Scharfschützen in kleineren Jagdflugzeugen namens „He 51 „, ebenfalls entworfen, getestet und gebaut in Rostock.
In der Stadt an der Ostsee hatte sich 1922 der Flugzeugentwickler Ernst Heinkel angesiedelt und eine der repräsentativen Erfolgsgeschichten des Dritten Reichs geschrieben. Hier startete er mit 15 Mitarbeitern, beschäftigte während des Krieges ca. 15.000 Menschen in seinem Stammwerk und bis zu 50.000 europaweit. Seine Flugzeuge bildeten einen bedeutenden Teil dessen, was als Luftwaffe die Welt in Angst und Schrecken versetzte. 1939, beim Überfall auf Polen, bestanden zwei Drittel der deutschen Kampfverbände aus Bombern der Firma Heinkel. Ernst Heinkel selbst war einer der angesehensten Industriellen des Landes. Ein Foto aus dem Jahr 1938 zeigt ihn, hoch dekoriert mit dem Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft, zusammen mit Josef Goebbels und Fritz Todt.
Wer aber war der Mann hinter dem Flugzeug-Imperium? Frühe Selbstäußerungen erzählen die Geschichte eines Enthusiasten, der sich schon in jungen Jahren derart für die Fliegerei begeisterte, dass er sogar nach dem Absturz mit einem selbstgebauten Flugapparat, den er schwer verletzt nur knapp überlebte, nicht vom Traum des Fliegens abließ. „Ich musste Aviatiker werden“, schreibt er in seiner Autobiografie. „Ich musste ein eigenes Flugzeug bauen. Zum ersten Mal spürte ich in mir die später mein ganzes Leben beherrschende brennende, durch nichts zurück zu haltende Lust nach dem Neuen…“
Inhaltlich konzentriert sich der Film auf drei Ebenen.
Zum einen wird die Biografie Heinkels erzählt. Dabei wird der Film die Geschichte chronologisch, von der Geburt im Jahre 1888 bis zu seinem Tod 1958, erzählen. Ernst Heinkel wird sowohl als Mensch, als auch als Konstrukteur und Unternehmer und ebenso als soziale und gesellschaftliche Persönlichkeit vorgestellt. Das ganze nicht isoliert, im luftleeren Raum, sondern verbunden mit den relevanten historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Als Heinkel 1888 geboren wurde, unternahm Lilienthal seine ersten Gleitversuche. Der Traum vom Fliegen erfasste auch Ernst Heinkel. So wuchs der spätere Ingenieur mit der im Entstehen begriffenen neuen Technologie in eine neue Industrieelite hinein. Sein Charakter, ehrgeizig, eitel und durchsetzungsfähig, seine einfache Herkunft, der fehlende Studienabschluß, die kleine Statur, seine Auffassungsgabe, sein Gespür fürs Geschäft, für fähige Menschen, seine technische Intuition und sein nicht alltäglicher Lebensstil lassen ihn zu einer schillernden Persönlichkeit in seiner Zeit werden. Bereits während des Ersten Weltkriegs arbeitete er als Chefkonstrukteur der Brandenburgischen Flugzeugwerke Der Schwerpunkt des Films wird jedoch auf seiner Zeit in Rostock/Warnemünde, von 1922 bis 1945, liegen. Hier entwickelte sich der Konstrukteur zum Manager und Organisator. Hier scharrte er fähige Köpfe um sich, so dass aus den Ernst Heinkel Flugzeugwerken Flugzeuge und technische Neuheiten hervorgehen konnten, die Weltspitze waren und noch heute zu den Meilensteinen der Luftfahrt gehören. Diese werden im Film vorgestellt, doch gleichzeitig wird der Zuschauer erfahren, zu welchem Preis dies geschah. Denn Heinkels Beziehungen zum Militär und später zum NS-System waren immer äußerst eng. So hatte nicht nur ein Großteil seiner Flugzeuge den Zweck, möglichst effektiv Menschen und Städte zu vernichten, sondern selbst die Produktion dieser Flugzeuge kostete schon Menschenleben, nämlich das von KZ-Häftlingen. Deshalb wird im Film der Problematik Technik und Verantwortung eine große Bedeutung beigemessen. Er zeigt auf, welche Handlungsmöglichkeiten Heinkel hatte, wie er damit umgegangen ist (auch im Vergleich zu anderen Unternehmern) und wie er das reflektiert hat. Dieser letzte Punkt steht im engen Zusammenhang mit dem abschließenden Schwerpunktkomplex des Filmes, der Entnazifizierung. Ernst Heinkel wird von der Anklage der Nutznießerhaft freigesprochen und als einfacher Mitläufer eingruppiert. Dies lässt sich nur aus den gesellschaftlichen Gegebenheiten, sprich Wiederaufbau und Beginn des kalten Krieges, erklären.
Formal nutzt der Film drei Ebenen.
Umfangreiches, zum Teil wenig bekanntes Archivmaterial wird zu sehen sein.
Zeitzeugen, deutsche Mitarbeiter und ausländische KZ-Häftlinge werden zu Wort kommen und ihren sehr unterschiedlichen Standpunkt zu Ernst Heinkel als Person, sowie zur Arbeit bei bzw. mit ihm, darlegen. Ein Familienmitglied und der Heinkel-Biograf werden die Persönlickeitsstruktur und den Menschen Ernst Heinkel aufleben lassen. Sie werden auch die Faszination, die von den damaligen High-Tech-Entwicklungen ausgeht, anpreisen, während der Historiker die Stellung und Bedeutung Heinkels und seiner Betriebe für das NS-Regime und den Krieg beleuchtet. Er wird verdeutlichen, warum Heinkels Rolle so wichtig war, wie Heinkel sich in das jeweilige System integrierte, es nutzte, seine Vorteile daraus zog, sich aber hinterher von jeglicher persönlicher Verantwortung freisprach.
Auch Ernst Heinkel wird, anhand von Selbstäußerungen in der Autobiografie sowie öffentlichen Reden und Ansprachen, selbst zu Wort kommen.
Die zweite inhaltliche Ebene dient, exemplarisch für Heinkels Schaffen, der Vorstellung einer He 162. Diese letzte Flugzeugentwicklung des 2.Weltkrieges, der sogenannte „Volksjäger“ steht einerseits für absolute Hochtechnologie, anderseits sind Bau und Entwicklung beispielhaft für die schwärzesten Seiten dieser Zeit. Heinkels bedeutendsten technischen Errungenschaften (konsequente aerodynamisches Gestaltung, einziehbares Fahrwerk, Düse, Schleudersitz, entworfen und gebaut im „Heinkeltempo“), die beim ihm europa- bzw. weltweit als erstes entwickelt und/oder angewandt wurden, sind in diesem Flugzeug zu finden.
In der dritten inhaltlichen Ebene begibt sich der Film auf Spurensuche. Was erinnert heute noch an Ernst Heinkel? Was blieb von seinem Stammwerk in Rostock? Die großen Produktionshallen und Flugplätze wurden zerbombt und demontiert, weitgehend aus dem Stadtbild getilgt, Heinkels Villa ist seit Jahrzehnten Sitz eines Instituts. Eine einzelne Backsteinmauer, die so genannte Heinkel-Mauer, zeugt als einsames Monument von der Anwesenheit großer Fabriken der Flugzeugindustrie. Mit Hilfe von Animationen werden die damaligen Anlagen in das Stadtbild montiert.
Was also ist aus dem Traum vom Fliegen geworden? Er ist in eine Realität abgestürzt, zu der Krieg und Vernichtung ebenso gehören wie die Routine von Linienflügen oder die Normalität einstmals genialer Erfindungen. Was treibt den Menschen? Welche Verantwortung hat jeder für sein Tun? Verhilft die Leistung oder der Charakter einem Menschen zur Unsterblichkeit? Aufstieg und Fall Ernst Heinkels sind nicht die ganze Geschichte. Aber sie erzählen einen Teil davon.
1998, 30 Min., Produktion, Regie, Kamera und Schnitt
Die Stubnitz, ein 80 Meter langer Fischtrawler, war 28 Jahre lang auf allen Weltmeeren zu Hause. 1991 wurde der Großteil der Fischereiflotte der DDR verschrottet. Doch die Stubnitz liegt immer noch an der Pier des Rostocker Hafens. Allerdings wird man in den Laderäumen kaum noch eine Fischschuppe, geschweige denn ganze Heringsschwärme finden.
Die Stubnitz ist heute Veranstaltungsort, künstlerische Werkstatt und soziales Zentrum. Weitgehend im Originalzustand erhalten (steht als maritimes Denkmal unter Schutz), beherbergen die ehemaligen Laderäume und Kajüten neben Druckerei, Videoatelier, Photolabor, Metallwerkstatt und einem Tonstudio diverse Büros und Quartiere. Außer den Werkstätten organisiert die Crew, hauptsächlich in ehrenamtlicher Tätigkeit, ungefähr 20 Veranstaltungen im Monat. Neben Gesprächsrunden, Performances und Theateraufführungen u.ä. liegt das Hauptaugenmerk auf Konzerten und Partys. International angesagte DJs legen alles auf, was den Schiffsrumpf zum beben bringt. Im Konzertbereich werden vor allem Randbereiche der moderen Musik bedient, von Noise und Industrie über Avantgarde und Elektronik bis zum Jazz.
Dass die Stubnitzcrew trotz ständiger finanzieller Schwierigkeiten sich sogar international einen guten Ruf erarbeitet hat, beweisen ihre jährlichen Fahrten durch die Ost- und Nordsee. Dabei erschweren sich ständig ändernde Anforderungen der Behörden – für einen Zwitter aus Industriebetrieb und Veranstaltungsplattform gibt es nirgendwo explizite Vorschriften – und die internationale Terrorhysterie sowie die damit einhergehende permanente Verschärfung der Sicherheitsrichtlinien in den Häfen das überleben dieser, in diesen Dimensionen einmaligen schwimmenden Kulturfabrik. Die kontinuierliche Wartung der Maschinen und Aggregate durch ehemalige Besatzungsmitglieder hat die Stubnitz fahrtüchtig erhalten.
Ende 1997 wird das Kunstraumschiff MS Stubnitz, ein ehemaliger Fischtrawler der DDR – Hochseeflotte, Liegeplatz Rostock, in die europäische Kulturhauptstadt Stockholm eingeladen. Ein immenses Arbeitspensum ist zu bewältigen, bevor es im Juni ’98 endlich auf Hohe See geht. In Stockholm angekommen, folgt schnell die kalte Dusche – Kunst als Spielball politischer Interessen. Dass trotzdem, bei entsprechendem Engagement und Idealismus, ein anspruchsvoller kultureller Betrieb möglich ist, zeigt dieser Dokumentarfilm.
Länge ca. 30 Min., 1998